Unrecht verschwindet nicht, wenn man es verschweigt.

Josef Hassler

 

Geburtsdatum 14.5.1908
Geburtsort Irschen
Todesdatum März 1941
Todesort Schloss Hartheim

Josef Hassler wurde als Sohn eines Bauern geboren und lebte und arbeitete auf dem elterlichen Bauernhof bis zu seinem 20. Lebensjahr. Er litt offenbar unter schweren Schlafstörungen, nach außen hin grundloser Nervosität und Angstattacken. Am 13.8.1928 wurde Josef über die psychiatrische Klinik des Krankenhauses Innsbruck in die Landesheil- und Pflegeanstalt in Hall in Tirol eingewiesen und dort mit der Diagnose "Dementia praecox", einem Krankheitsbild, das heute Schizophrenie genannt wird, in Pflege genommen. 

Die Schlaflosigkeit begründete er gegenüber den Ärzten mit der Furcht vor "Geistern". Ansonsten zeigte er sich wortkarg und äußerte den Wunsch, wieder heim zu dürfen. Zur Arbeit ließ er sich nicht anhalten, mit den anderen Patienten trat er kaum in Kontakt, er versuchte vielmehr auszureißen. Laut Krankengeschichte kam er aber "mit dem gesamten Personal" gut aus. Nach drei Monaten wurde er wieder nach Hause entlassen. 

Neun Jahre später, im Juni 1937, wurde Josef in die so genannte "Irrenanstalt" Klagenfurt gebracht. Als Grund wurde angeführt, dass er seit mehreren Jahren fast nichts mehr arbeite, gleichgültig herumsitze, verwirrt sei und die Hausleute bedrohe. Seine Familie war aber nicht an einem längeren Aufenthalt von Josef in der Anstalt interessiert und übernahm ihn im Oktober wieder in häusliche Pflege. Den Revers, also die Verpflichtung für ihn zu sorgen und auf ihn aufzupassen, unterzeichnete sein Bruder. 

Zur dritten Aufnahme in die "Irrenanstalt" kam es im April 1939, nachdem sich der Zustand offenbar wieder verschlechtert hatte, er "nachts fortging" und "rabiat" wurde. Hält man sich an die Beschreibungen des nach dem Ende des Nationalsozialismus zum Tode verurteilten Dr. Niedermoser so verfiel Josef in der "Irrenanstalt" geistig immer mehr. Die Wehrmacht musterte ihn am 27. Jänner 1940 aus. Bis zum Jahresende 1940 bekam er alle paar Monate regelmäßig von seinem Bruder und einer bekannten Frau Besuch. Eine Entlassung kam zu diesem Zeitpunkt für die Anstaltsleitung aber nicht mehr in Frage. Die vorletzte Eintragung in der Krankengeschichte lautet am 14.1.1941: "Zerreißt fortwährend seine Kleider, spricht kein verständliches Wort". Die letzte Eintragung am 24.3.1941: "Nach Niedernhart überstellt", was so viel bedeutet wie: in den Gaskammern der Vernichtungsanstalt Hartheim ermordet.

Im Buch "Aus dem Gedächtnis in die Erinnerung" ist die Biographie von Josef Hassler anonymisiert ("J. H.") abgedruckt. Seine Angehörigen haben nach der Buchpräsentation und der Eröffnung der Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus im Oberen Drautal aber ihr Einverstädnis gegeben, den vollen Namen von Josef Hassler zu nennen, hier und auf der Gedenkstätte.

Quellen

KLA LGK Vg Vr 907/45 (Prozess gegen Dr. Niedermoser); Pfarrmatriken; BA Berlin R 179/25970

Dokumente

Bilduntertitel

Und auch mal ein wenig Text.