Beherzt handeln. Nicht vergessen zu handeln!

Emmerich Rauter

 

Geburtsdatum 3.1.1898
GEBURTSort Eisentratten
Todesdatum Juli 1940
Todesort Schloss Hartheim

Emmerich Rauter war Vater von drei Kindern, von Beruf Holzarbeiter, daneben auch Jäger und nach seiner Konfession evangelisch. Bis zu seiner Einweisung in die sogenannte „Irrenabteilung“ des LKH Klagenfurt am 6. Jänner 1935 lebte er mit seiner Frau und den noch minderjährigen Kindern am Emberg in Berg im Drautal. Vier Monate nach seiner Einweisung wurde Emmerich Rauter durch das Bezirksgericht Greifenburg wegen Geisteskrankheit voll entmündigt. „Er sei mit den Nerven krank geworden, habe nicht mehr viel reden können, habe alles vergessen“, notierte Dr. Franz Niedermoser aus einem Gespräch mit ihm in der „Irrenanstalt“.

Vor seiner Einweisung war der 37-jährige Familienvater „seit ca. 1 Jahr arbeitslos ohne A.U.“, ein Ausgesteuerter ohne Arbeitslosenunterstützung also. Darüber hinaus war Emmerich Rauter auch „vermögenslos“ und konnte nur von der Gemeinde Eisentratten, wohin er im Jahr 1935 trotz Übersiedlung nach Berg noch zuständig war, eine kleine „Unterstützung“ beziehen. Bei der umsichtig betriebenen Prüfung des Rechnungsamtes der „Kärnten Landes-Wohltätigkeitsanstalten“, wer nun für die Bezahlung seines Irrenhausaufenthalts zuständig ist, wurden wie in allen derartigen Fällen auch noch die ökonomischen Verhältnisse der Verwandten genau unter die Lupe genommen.

Freilich konnte das „Rechnungsamt“ per 3. März 1935 von der Gemeinde Berg nur in Erfahrung bringen, dass auch die „Verwandten der Frau“ arm sind. Von da an war für die Verpflegungskosten von Emmerich Rauter der „Landesfürsorgeverband Kärnten“ zuständig. In den Monaten, bevor er schließlich als „unnützer Esser“ „weggeräumt“ und mit dem ersten Vernichtungstransport aus Kärnten in Richtung Schloss Hartheim transportiert wurde, hat sich seine von Armut geschüttelte Frau noch mit einem Gesuch, in dem sie um die Erhöhung der Kinderreichenhilfe bat, an die Kanzlei des Führers gewandt. Ob dieses „Bittgesuch“ irgendeinen Erfolg gehabt hat, geht aus dem Krankenakt ihres Mannes, in dem sich eine teilweise Abschrift dieses Gesuchs erhalten hat, nicht hervor. Wohl aber, dass Emmerich Rauter bald darauf, in den Tagen nach dem 29. Juni 1940, auf speziellen Wunsch eben dieses Führers in Hartheim im Gas erstickt wurde.

Quellen

Archiv des Zentrums für seelische Gesundheit in Klagenfurt, Krankenakten; Gedenkstatte Hartheim; KLA LGK 18 Vr 907/45; KLA BG Greifenburg P28/35; BA Berlin R179/236