Auf Erholung hat man ihn geschickt...

Rudolf Hader

 

Geburtsdatum 30.8.1909
Geburtsort Möllbrücke
Todesdatum Jänner 1942
Todesort Schloss Hartheim

Rudolf Hader wurde im Alter von 30 Jahren in das KZ Dachau eingeliefert. Das Zugangsdatum lautet auf 15. Juni 1940. Die Lager-SS ordnete ihm Haftnummer 24875 zu. Als Haftgrund findet sich in den Aufzeichnungen des KZ Dachau die Eintragung „polizeiliche Sicherungsverwahrung“. Der genaue Anlass für die Deportation nach Dachau konnte bislang nicht eruiert werden.

Die Haftart weist aber darauf hin, dass Rudolf Hader nicht als politisch Verfolgter nach Dachau deportiert wurde („Schutzhäftling“), sondern in der NS-Sprache als sogenannter „Asozialer“ oder „Berufsverbrecher". Seit 1937 war die Kriminalpolizei im Deutschen Reich zur Vorbeugehaft von „Berufs“- und „Gewohnheitsverbrechern“, „Gemeingefährlichen“ und all jenen Personen ermächtigt, die „durch asoziales Verhalten die Allgemeinheit gefährden“, selbst wenn die Betroffenen noch nicht vorbestraft waren. Die Festnahme und Verschleppung von Rudolf Hader beruhte somit auf keinem offenen Delikt, denn sonst hätte er eine Gefängnisstrafe verbüßt.

Wie ging die SS mit Rudolf Hader um?
 

Am 4. September 1940 wurde Rudolf Hader von Dachau in das KZ Sachsenhausen transportiert, am 30. September 1940 verschleppte man ihn in das KZ Neuengamme. Von Neuengamme deportierte ihn die SS am 29. April 1941 zurück in das KZ Dachau. Dort blieb Rudolf Hader bis 22. Jänner 1942 gefangen. An diesem Tag stellte die SS einen sogenannten „Invalidentransport“ zusammen, dessen Bestimmungsort die Vernichtungsanstalt Schloss Hartheim in Oberösterreich war. Dort wurde Rudolf Hader in der Gaskammer erstickt.

Was war der Hintergrund der letzten Verlegungen und der Ermordung von Rudolf Hader und anderen KZ-Häftlingen im Schloss Hartheim?
 

Aus Furcht vor offenen Protesten entschied die NS-Führung im August 1941, die planmäßige und systematische Ermordung von Behinderten und Kranken („Euthanasie“) in Hartheim und an anderen Vernichtungsstätten einzustellen. Die Tötungsanstalten sollten stattdessen eine andere Aufgabe bekommen, nämlich die Vernichtung von „Arbeitsunfähigen und Körperschwachen“ aus den Konzentrationslagern, wo die Lebensbedingungen massiv verschlechtert worden waren. Ärzte sollten nun in jedem Konzentrationslager jeweils 2.000 Häftlinge für die Ermordung in den Vernichtungsanstalten des Euthanasieprogramms selektieren.

Auf diese Weise sollte Platz für neue „arbeitsfähige“ Häftlinge entstehen, vor allem sowjetische Kriegsgefangene, die nach dem Angriff auf die Sowjetunion zu Zehntausenden zur Verrichtung von Sklavenarbeit in die Konzentrationslager eingeliefert werden sollten. Um die Abtransporte der „Arbeitsunfähigen und Körperschwachen“ reibungslos durchführen zu können, täuschte die SS den Häftlingen die Fahrt in ein „Erholungsheim“ und in ein „Häftlingssanatorium Dachau“ vor. Manche Häftlinge meldeten sich freiwillig für diese Transporte, da sie auf bessere Verhältnisse hofften. In Wirklichkeit war Dachau nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Hartheim, wo Anfang 1942 die ersten KZ-Häftlinge auf folgende Art und Weise getötet wurden:

„Die Häftlinge wurden in die Gaskammer geführt, die als Baderaum getarnt war, und die Türen wurden verschlossen. In einem Nebenraum befanden sich Kohlenmonoxydflaschen, die an eine Rohrleitung angeschlossen waren. Die Ärzte von Hartheim, aber auch andere Personen, drehten nun den Gashahn auf und ließen das Giftgas in die Gaskammer einströmen. Nach ca. 90 Minuten wurde die Ventilation der Gaskammer in Betrieb gesetzt und die Heizer des Krematoriums brachten die Toten zum Verbrennungsofen.“ (Andreas Baumgartner)

Quellen

Archiv der KZ-Gedenkstatte Dachau (6.2.2004); Archiv der KZ-Gedenkstatte Sachsenhausen (23.5.2005); Archiv der KZ-Gedenkstatte Neuengamme (25.5.2005), Gedenkstatte Schloss Hartheim (2.5.2005)

Literatur

Wert des Lebens. Gedenken, Lernen, Begreifen. Begleitpublikation zur Ausstellung des Landes OÖ in Schloss Hartheim 2003, darin besonders: Andreas Baumgartner: „Die Kranken sind dann vergast worden“, S. 74-80